Bestatter Insider – Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor?

Egal ob Organisationstalent, kaufmännische Fertigkeiten, kommunikative Kompetenzen oder psychologisches Wissen – Der Bestatter muss ein All-Round-Talent sein. Der Beruf des Bestatters ist aber nicht nur anspruchsvoll, sondern vor allen Dingen auch ehrenwert. Manchmal will davon aber so mancher Kunde nichts wissen. Wir erzählen von einer Situation, die so oder so ähnlich wohl jeder Bestatter schon mal erlebt hat:

Herr Schmidt hat zahlreiche Sendungen zum Thema Bestattung im Privatfernsehen gesehen. Er kennt sich im Bestattungswesen aus - besser sogar als der Bestatter selbst. Das meint er zumindest. Im Internet hat er schon viele Schlagzeilen über Bestatter gelesen, die Ihre Kunden schamlos ausnehmen: „Eher Alptraum als Abschied“, „Bestatter vor Gericht“, „Bestatter bereichern sich an trauernden Angehörigen“. "Das wird mir nicht passieren", denkt er sich. Er würde die Fallstricke schon entlarven.

Bevor er wegen des Todes seiner Schwiegermutter zum Bestatter geht informiert er sich ausführlich im Internet. Das kostet ihn zwar eine Menge Zeit und Nerven, dafür wird er aber auch Geld sparen und sich nicht übers Ohr hauen lassen. Ob seine Quellen seriös sind oder nicht, ist für ihn Nebensache. Er findet mehrere Bestattungschecklisten und druckt sich schließlich eine aus. Hier stehen alle Kniffe mit denen man Geld sparen kann.

Als der Bestatter ihm und seiner Frau am nächsten Tag erklärt, dass es auf Grund der individuellen Angebote der verschiedenen Bestatter schwierig sei, anhand einer Checkliste vorzugehen, interessiert ihn dies natürlich nicht.

Im Zuge dieser äußerst seriösen Checkliste und einem Berg an ausgedruckten Informationsblättern kommt es zu einigen Missverständnissen.

Ein Beispiel: Laut Checkliste wird die Sterbeurkunde vom Arzt geholt. Der Bestatter erklärt ihm, man müsse die Sterbeurkunde mit Hilfe der Bescheinigung des Todes (die man vom Arzt erhält) beim Standesamt beantragen. Damit alles reibungslos verläuft, beschließt Herr Schmidt, es selbst in die Hand zu nehmen. Zwar wäre dies für den erfahrenen Bestatter eine Routineaufgabe von wenigen Minuten gewesen aber der habe ja keine Ahnung. Herr Schmidt hakt den Punkt in seiner Checkliste ab.

Jetzt ist das Aussuchen des richtigen Sargmodells an der Reihe. Auch hier haben Herr Schmidt und seine Frau ein großes Panik-P in den Augen. Sie rechnen fest damit, dass ihnen der Bestatter entweder ein nutzloses Billigmodell  oder eine völlig überteuerte Variante andreht. Ohne nachzudenken wählen sie also ein Mittelding. Im Anschluss möchte der Bestatter ihnen vorschlagen, eine Sargdecke auszusuchen aber das steht nicht auf Herrn Schmidts Liste. Die kennt entweder keine logische Reihenfolge oder hat diesen Punkt schlicht und einfach vergessen. Der Bestatter beschließt, Herrn Schmidt erstmal machen zu lassen und ihn später auf die fehlenden Punkte anzusprechen. Er möchte nicht noch mehr Stress und Panik verursachen.

Nun soll der Trauerredner ausgewählt werden. Hier sind sich Herr Schmidt und seine Frau einig: Sie wollen der Kirche auf gar keinen Fall noch mehr Geld zuschieben und auch noch einen Pfarrer bezahlen. „Wir nehmen einen Trauerredner!“, verkündet Herr Schmidt. Der Bestatter erklärt ihnen zwar, dass der Pfarrer kein Geld dafür nähme, der externe Redner hingegen schon, dafür haben die beiden aber kein Ohr.

Sogar mit der Totenbekleidung, das hat Herr Schmidt gelesen, wollen Bestatter an ihren Kunden Geld verdienen. Darauf kann Herr Schmidt verzichten. Er würde schon selber etwas besorgen. Der Bestatter hat natürlich nicht den Vergleich, wie teuer die gewünschte Kleidung im Einzelhandel ist, er weiß jedoch, dass einige Totenhemden bei ihm nicht mehr als 20 € kosten und für den Anlass optimal angefertigt sind.

Nachdem die Liste abgearbeitet ist, fehlt noch eine Hand voll Punkte, die geklärt werden müssen. Damit hat Herr Schmidt nicht gerechnet. Er ist völlig überfordert. Darauf ist er nicht vorbereitet. Der Bestatter erklärt ihm alles ausführlich und ruhig. Herr Schmidt kaut nervös auf seiner Unterlippe, denn er überlegt, krampfhaft, was der Bestatter denn jetzt damit bezwecken wolle. Will er ihn wieder ausnehmen?

Jetzt ist alles geklärt. Herr Schmidt und seine Frau haben sich zum größten Teil nach ihren Informationen aus dem Internet gerichtet. Der Bestatter weiß, er hat die beiden umfassend informiert und aufgeklärt. Auch, wenn man ihm an vielen Stellen nicht zuhören wollte.

Aus Interesse schaut er sich am Ende genau an, was das Ehepaar für die Bestattung bezahlt hat und was sie hätten bezahlen müssen, wenn sie auf ihn gehört hätten. Dabei kommt ein nicht ganz unbeträchtlicher finanzieller Unterschied zu Stande. Mit der Checkliste kostet die Bestattung deutlich mehr. Nicht ganz unerheblich ist auch der Stress, den die beiden hatten und haben werden. Gerade bei einem Trauerfall ist zusätzlicher Stress doch überflüssig.

Der Bestatter würde sich manchmal wünschen, dass ihm von einigen Kunden ein wenig mehr Vertrauen geschenkt wird. Er kann die Unsicherheit mancher Kunden aber auch verstehen. Sie befinden sich in einer schweren Situation und haben aus den Medien wie Klatsch- und Tratschzeitschriften oder unseriösen Internetportalen nur Schlechtes über Bestatter gelesen. „Schade eigentlich.“, denkt er sich.