Bestattungen in anderen Kulturen

Andere Länder – andere Sitten, das gilt auch für Bestattungsrituale. Wir haben uns einen Überblick über Bestattungen in unterschiedlichen Kulturen gemacht. Dabei ist zu beachten, dass einige dieser Riten nicht mehr vollzogen werden, aber bis in die Neuzeit Alltag in manchen Kulturen waren.

Auf Madagaskar findet sich ein Ritual das Famadihana heißt. Dieses Totenritual ist eine Umbettung des Leichnams und wird ungefähr alle 10 Jahre wiederholt. Genau lässt sich dies nicht sagen, da ein Famadihana stattfindet, wenn die Familie des Verstorbenen darum bittet. Dies geschieht meist in Notlagen, da die religiösen Menschen auf Madagaskar glauben sie können mit diesem Ritual mit den Ahnen Kontakt aufnehmen. Oft erscheint ein Verstorbener den Hinterbliebenen im Traum und bittet um eine Famadihana. Der Ombiasy, der eine Art Schamane ist, vollzieht diese rituelle Umbettung. Dies wird von einem großen opulenten Fest begleitet. Eine Famadihana kostet eine Unmenge Geld, wofür die Leute oft Vieh oder Land verkaufen müssen. Es ist ein farbenfrohes und familiäres Fest, das von Sünden reinigen soll.   

Eine andere Tradition in China, Indonesien und den Philippinen sind hängende Särge. Man findet sie in Felsspalten und an Klippen. Sie werden aus einem einzigen Stamm gefertigt und liegen auf Balken, die aus der Felswand ragen oder natürlichen Vorsprüngen. In China gehören diese hängenden Särge zur untergegangenen Kultur der Bo. Doch auf den Philippinen wird dieser Bestattungsritus noch heute vollzogen. Jeder Sterbende, Alte oder Schwache schnitzt sich seinen Sarg selbst. Ist er zu schwach muss dies ein männlicher Nachkomme übernehmen. Anschließend werden die Überreste des Verstorbenen in die kleinen Särge gequetscht. Oft geht das nicht ohne Knochenbrüche von Statten. Diese Beerdigungsform wird auf den Philippinen seit 2000 Jahren begangen.

Die nächste Bestattungsform ist besonders durch Domian wieder in das Bewusstsein der westlichen Welt gerückt worden, die rede ist von der sogenannten Himmelsbestattung. Diese Tradition hat in den Weiten der Mongolei einen Ursprung und dies aus ziemlich praktischen Gründen. Das Ausheben eines Grabes ist bei den geringen Temperaturen und dem harten Boden schlicht nicht möglich und es gibt kaum Feuerholz in der Steppe, um eine Feuerbestattung zu vollziehen. Der Leichnam wird in der Steppe abgelegt und den Wildtieren ausgeliefert. In der Mongolei ist diese Form der Bestattung fast verschwunden, aber in Tibet ist sie bis heute die verbreitetste Bestattungsform.
       
Eine weitere Bestattungsform die, wenn auch verboten, heute noch gelegentlich praktiziert wird ist die Witwenverbrennung. Diese alte indische Bestattungsform bedeutet, dass die Witwe sich mit ihrem Mann auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt. Die Familie einer Witwe erhielt dadurch hohes Ansehen und die Witwe wurde als Sati (gute Frau) geehrt. In Rjasthan kann man noch heute die Sati-Steine sehen auf denen die Handabdrücke der königlichen Satis festgehalten wurden. Als Indien britische kolonie war, wurde dieses Ritual verboten, aber immer wieder tauchen vereinzelte Fälle in den Medien auf. Die letzte Witwenverbrennung geschah 2015 und wurde als Unfall deklariert, da die Familie aussagte, die Witwe sei verschwunden und erst am nächsten Tag wurden ihre Überreste auf dem Scheiterhaufen entdeckt. Wenn Sie erfahren möchten, was indische Witwenverbrennung legitimiert, legen wir Ihnen den Film Water von Deepa Mehta ans Herz.

Zum Schluss wollen wir beweisen, dass Bestattungen in anderen Kulturen nicht grausam oder fremdartig sein müssen. Haben Sie schon einmal von einer Jazz-Beerdigung gehört? Diese Bestattungsform hat seinen Ursprung in New Orleans. Entsprungen ist diese Tradition den sowohl afrikanischen als auch spanischen und französischen Einflüssen. Den Toten (meist selber Musiker) begleiten auf seinem letzten Weg Brass Band Musiker. Während der gesamten Prozession spielt die Band düstere Klagelieder und Hymnen. Der Ton der Zeremonie ändert sich, wenn der Tote beerdigt wurde oder der Leichenwagen die Prozession verlassen hat und die Angehörigen sich zum letzten Mal vom Toten verabschiedet haben. Danach wird die Musik fröhlicher. Oft schließen sich auch Schaulustige an, um das Leben des Verstorbenen zu feiern.

Kennen Sie noch andere Bestattungsformen in anderen Kulturen?