Die Geschichte der Bestattung Teil 5: Wikinger

Die Wikinger hatten eine sehr andere Vorstellung vom Tod und ihrem Leben danach. Das fasziniert viele Menschen noch heute und zahlreiche Serien und Filme berichten von ihren Göttern und Glaubensvorstellungen.

1.    Glaube

Die Wikinger hatten gleich zwei Reiche für ihre Toten. Die ehrenvoll, gefallenen Helden kamen nach Walhall und alle anderen kamen nach Hel. Während Walhall nicht zuletzt wegen der aktuellen Kinofilme und Serien sehr bekannt ist, haben nur wenige etwas von Hel gehört. In Walhall messen sich die Helden tagsüber im Zweikampf und abends speisen sie wie die Könige, mit Met und Bier. Ein Eber (Saehrimnir) wird jeden Tag aufs neue zubereitet und eine Ziege (Heidrun) spendet den Kriegern Trank.
Hel hingegen war der Ort für alle Verstorbenen, die nicht im ehrenhaften Kampf oder mit einer Waffe in der Hand gestorben sind. Von dem Wort Hel leitet sich auch unser Begriff der Hölle ab. Hel ist die Totengöttin und eine Tochter von Loki und einer Riesin. Nach ihrer Verbannung aus Asgard gründete sie ihr eigenes Reich und dort holt sie alle übrigen Verstorbenen zu sich.

2.    Gräberarten

Die Grabarten der Wikinger waren vielfältig und umfassen 4 verschiedene Gräbertypen, die alle gleichzeitig genutzt wurden.

•    Sarggräber kommen unseren heutigen Gräbern am Nächsten. Der Leichnam wurde in einem Holzsarg bestattet.
•    Körpergräber (Schacht-, Kammer- und Bootgrab) bestatteten den „ganzen“ Leichnam in Schächten oder Gruben. Am eindrucksvollsten sind aber die zahlreichen Bootgräberfunde.
•    Brandgräber wurden mit Steinen bedeckt, die Formen wie Kreise, Dreiecke oder Schiffe aufwiesen.
•    Brandgrubengräber waren Scheiterhaufen, die anschließend mit Erde bedeckt wurden und somit gleich als Gradstätte genutzt.  

Alles in allem ist das Schiffsgrab die traditionellste, weil auch spektakulärste Bestattungsform der Wikingerzeit. Funde wie das Oseberg-Schiff in Norwegen begeistern jedes Jahr Tausende Besucher. Aber auch die Brandgräber-Felder mit ihren teilweise riesigen Gräberanlagen sind ein beeindruckender Anblick.

3.    Wikinger „heute“

Ein besonders interessanter Umstand ist, dass der Ritus des Wikingerbegräbnisses bis in die heutige Zeit überdauert hat. In Dänemark gibt es seit 2010 einen Wikinger-Friedhof, der vom Wikingerritus abgeleitete Begräbnisse anbietet. Es wird Met herumgereicht und jeder erzählt etwas über den Verstorbenen. Auch ein Langboot aus Steinen gibt es auf diesem Friedhof. Die Urnen werden innerhalb des Bootes beerdigt, die Särge außerhalb. Es gibt keine Einzelgräber und auch keine Grabsteine. Insgesamt gibt es 3 Friedhöfe in Nordeuropa, die diese Art von Bestattung anbieten.  

Unsere spannende Reise durch die Geschichte der Bestattung wird mit dem nächsten Beitrag zu Ende gehen. Der letzte Beitrag wird sich mit den Bestattungen im Mittelalter befassen.