Naturbestattung der besonderen Art im Memorial Reef

Eine Naturbestattung ist längst nichts exotisches mehr, viele Menschen wünschen sich nach ihrem Tod eine Baumbestattung (Waldbestattung ) oder auch eine Luftbestattung, bei der die Asche bei einer Ballonfahrt verstreut wird (Ballonbestattung). Das heutige Naturverständnis sowie der Wunsch, durch Rückführung in den Naturkreislauf Teil der Unendlichkeit zu werden, veranlasst viele Menschen, eine alternative Bestattung für sich zu planen. Dabei sind die Möglichkeiten natürlicher Bestattungsarten in Deutschland - wie kann es anders sein - sehr beschränkt: So ist beispielsweise die Wiesen- und Felsbestattung nicht zugelassen, dies ist aber zum Beispiel in der Schweiz möglich.

Eine ganz besondere Art der Naturbestattung gibt es seit einigen Jahren in den USA: Die Beisetzung der Asche Verstorbener in künstlichen Riffs, den sogenannten Memorial Reefs. Dabei wird aus der menschlichen Asche und Beton ein Stück künstlichen Riffs hergestellt, meist in Form einer Art hohlen Balls mit Löchern darin. Dieses wird dann nach und nach mit anderen solchen Kugeln an einer bestimmten Stelle im Ozean versenkt, an der dadurch ein neuer Lebensraum für Fische und andere Meeresbewohner wird. Dabei besticht vor allem der Gedanke, nach dem eigenen Tod Grundlage und Teil eines neuen vielfältigen Lebensraumes zu sein und im wahrsten Sinne des Wortes "von Leben erfüllt zu sein". 

Ihre Wurzeln hat diese hierzulande wohl eher unbekannte Beerdigungsform in den 80er Jahren, als ein paar Studenten während ihrer regelmäßigen Tauchgänge vor den Florida Keys die Zerstörung der Riffs mitansehen musste und zu dem Schluss kam, etwas dagegen tun zu müssen. Nach ihrer Studienzeit entwickelten Sie ein Materialmix und die charakteristischen Reef-Balls, die mehrere hundert Jahre Meeresbewohnern neuen Lebensraum geben sollten. So entstand zunächst die Idee der künstlichen Riffe, als sich dann der Schwiegervater eines der Gründer die eigene Beisetzung in einem dieser künstlichen Riffe wünschte, um immer vom Leben umgeben zu sein, war das "Memorial Reef" geboren. Inzwischen wurden weltweit zahlreiche dieser Riffe angelegt - aus Beton und der Asche Verstorbener, die mit ihren sterblichen Überresten etwas ökologisch wertvolles tun wollten - ein derart lebendiges Vermächtnis zu hinterlassen und von den unendlich vielen Lebensformen des Meeres durchschwommen zu werden, ist sicherlich ein schönerer Gedanke als in der Erde zu verrotten. Zudem kehrt man in die Wiege des Lebens an sich zurück - ein durchaus tröstlicher Gedanke.

Inzwischen gibt es zahlreiche dieser Memorial Reefs in den Weltmeeren - allein in 2012 sind von dem von den Studenten gegründeten Unternehmen Eternal Reefs allein 8 neue Riffe vor der Ost- und Südküste der USA geplant.

Dabei sind die Preise für diese ganz andere Form der Bestattung sehr unterschiedlich: man hat die Wahl zwischen einem "Community Reef", bei dem man mit verschiedenen anderen Verstorbenen zusammen in einer Riffstruktur verewigt wird, das kostet um die 3000$. Daneben gibt es auch die individuelleren "Riff-Särge", die je nach Größe 2-4 Überreste beherbergen können, wobei das größte Riff-Bauteil 7000$ kostet - ein teurer Spaß, wenn man bedenkt, dass die Einäscherung und der Transport der Asche zu Eternal Reefs nicht inklusive ist. Im Grunde zahlt man zusätzlich zur regulären Einäscherung eine zweite Bestattung. Und wenn man dem Schauspiel der Versenkung der Beton-Asche-Klötze auch noch beiwohnen möchte, so muss man auch dies selbst organisieren.

Und nicht nur die Nachfrage nach Riff-Behausungen für sterbliche Überreste von Menschen steigt stetig, inzwischen gibt es spezielles Angebot für verblichene Haustiere, die in einem kleineren Riff-Bauteil untergebracht werden können.