Wie läuft eine Muslimische Bestattung ab?

Mit etwa 1,6 Milliarden Anhängern ist der Islam nach dem Christentum die zweitgrößte Weltreligion. Auch in Deutschland bekennen sich 2008 zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Menschen zum Islam (Studie Muslimisches Leben in Deutschland). Dies entspricht etwa 5% der Gesamtbevölkerung.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich die meisten Muslime für eine Bestattung in Ihrem Heimatland entschieden. Der Grund dafür:  In Deutschland waren die Möglichkeiten für eine traditionelle muslimische Bestattung nicht gegeben. Somit musste eine aufwändige und vor allem kostspielige Überführung ins Ausland durchgeführt werden.

Heute ist das anders. Es gibt mittlerweile viele Bestatter, die sich auf die muslimische Bestattung spezialisiert haben und vor allen Dingen auch Friedhöfe, die eine Beerdigung nach den Riten des Islam möglich machen.

In diesem Beitrag möchten wir Ihnen einen Überblick über einige wichtige Anforderungen an eine muslimische Bestattung und deren Ablauf geben.

Schwierigkeiten

Eine rituelle muslimische Bestattung fordert eine Beisetzung innerhalb von 24 Stunden nach dem Todesfall. In Deutschland ist eine Bestattung nach frühestens 48 Stunden möglich. Auch aus der Regelung, dass im Islam eine Beerdigung ohne Sarg gewünscht ist, ergeben sich in Deutschland auf Grund der Sargpflicht Schwierigkeiten. Viele Friedhöfe bieten heutzutage jedoch schon spezielle Grabfelder an, bei denen auch eine Bestattung im Leinentuch erlaubt wird.

Beginn der Bestattung

Direkt nach dem Versterben werden dem Menschen die Augen verschlossen und der Leichnam so positioniert, dass das Gesicht in Richtung Mekka weist. Der gesamte Körper wird in eine Gebetshaltung gelegt. Wichtig hierbei: Eine Verstorbene wird von einer Frau dementsprechend hingelegt, ein Verstorbener von einem männlichen Anwesenden.

Rituelle Reinigung

Auch bei der anschließenden Reinigung des Leichnams ist die Durchführung von einer gleichgeschlechtlichen Person wichtig. Sie wird entweder von einer von dem Verstorbenen gewünschten Person, den Eltern, Großeltern oder Ehepartnern durchgeführt. Die Reinigung wird mehrfach abgehalten und hat eine festgelegte Reihenfolge. Nach der Salbung wird der Tote in Leintücher gehüllt. Die Anzahl dieser ist je nachdem, ob es sich bei dem Verstorbenen um einen Mann, eine Frau oder ein Kind handelt, unterschiedlich. 

Salbung

Die Salbung des Toten wird mit Kampferöl an sieben bestimmten Stellen des Leichnams ausgeführt.

Einkleidung

Bei der Einkleidung, die nach der Salbung stattfindet, gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen: Nach der Salbung wird der Verstorbene entweder in ein bereits für ihn vorbereitetes Totengewand gekleidet oder von einem weißen Tuch aus Baumwolle umhüllt. Dabei sollte darauf berücksichtigt werden, dass es nicht aus Seide besteht und auch nicht mit Gold bestickt ist.  Wenn ein Muslim beispielweise in seinem Leben bereits eine Pilgerreise nach Mekka unternommen hat, kann ihm auch sein Wallfahrtsgewand angezogen werden. 

Totengebet

Wenn die Vorbereitung des Toten abgeschlossen ist, kann das Totengebet durchgeführt werden. Dieses sollte jedoch nicht bei Aufgang oder Untergang der Sonne geschehen. Derjenige, der das Gebet spricht kann schon zu Lebzeiten von dem Verstorbenen bestimmt worden sein. Es ist aber beispielweise auch möglich, dass es von einem Scheich gesprochen wird.

Leichenzug

Auf einer Bahre ist der Leichnam des Verstorbenen durch ein Leichentuch bedeckt. Für die Männer ist es Pflicht, nicht nur den Leichenzug zu begleiten, sondern den Toten auch einige Schritte mitzutragen.

Gottesdienst & Begräbnis

Wie oben schon beschrieben sollte nach dem Versterben eine Frist von einem Tag bis zur Beerdigung nicht überschritten werden.

Der Verstorbene wird in eine Moschee gebracht und dort aufgebahrt. Dort spricht der Imam den Beginn des täglichen Pflichtgebetes viermal nacheinander.  Wenn der Trauergottesdienst beendet ist, wird der Verstorbene von vier Männern auf einer Bahre zum Grab getragen. Der Imam, der den Trauergottesdienst abgehalten hat, begleitet sie dabei.

Grablegung

Die Bahre mit dem Verstorbenen wird zunächst in der Gebetsrichtung nach Mekka abgelegt.  Nun steigt eine Person barfuß in das Grab hinab und bettet den Verstorbenen. Dabei werden Gebete gesprochen. Der Imam steht einer Verstorbenen am Fußende des Leichnams und bei einem Verstorbenen am Kopfende. Die Trauernden sprechen Gebete und geben nacheinander Erde in das Grab.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen hiermit einen groben Überblick über den Ablauf einer muslimischen Beerdigung geben. Es kann natürlich sein, dass es jeweils individuelle Unterschiede gibt. Wir freuen uns auch immer über Anregungen und Kommentare.