Die Geschichte der Bestattung Teil 2: Ägypten

Kaum eine Kultur hat ihren Totenkult über die Jahrhunderte so perfektioniert wie die altägyptische Zivilisation. Je nach Reichtum oder Armut der Dynastien wurde mal mehr und mal weniger Wert auf die Bestattung der Toten gelegt. Faszinierend bleibt diese Zeit nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern dank Film und Fernsehen auch für Millionen Menschen.

Vordynastische Zeit

Bevor es in Ägypten einen großen Pharao gab wurde das Land von Kleinkönigen regiert. Der Bestattungsritus zu dieser Zeit unterscheidet sich maßgeblich von dem, was wir in Film und Fernsehen hören. Den bronzezeitlichen Vorbildern nacheifernd wurden die Toten zumeist in Hockerstellung in Gruben beigesetzt. Die Grabbeigaben zu dieser Zeit waren noch praktisch orientiert: Gefäße, Schmuck und Waffen. Daran kann man erkennen, dass sich die Menschen das Leben im Jenseits sehr ähnlich zu ihrem irdischen vorstellten.

Mumifizierung

Ab der 4. Dynastie gehen Forscher davon aus, dass sich die Mumifizierung  der Leichname durchsetzte. Zwar waren viele Mumien bereits aus vordynastischer Zeit, aber diese Mumien waren Zufall. Das trockene und heiße Wüstenklima begünstigte die Konservierung der Toten. Nun wurden aber künstliche Mumifizierungen durchgeführt.
Der Ablauf der Präparation wurde im Laufe der Jahrhunderte perfektioniert bis sich 13 Schritte der Mumifizierung durchsetzten:

1.    Waschung des Verstorbenen
2.    Gehirnentfernung durch die Nase
3.    Salböl in den Schädel gießen
4.    Entfernung der Eingeweide
5.    Erneute Waschung des Toten
6.    Entwässerung durch Natron
7.    Drittes Waschen der Leiche
8.    Salbung nach Entwässerung (Leiche und Organe)
9.    Körperhöhlen ausfüllen
10.    Körperteile werden besonders gehandelt (Nägel)
11.    Schließen des Einschnitts
12.    Vorbereitung auf das Bandagieren
13.    Bandagieren des Leichnams

Dieser Prozess der Mumifizierung erstreckte sich über 70 Tage und wurde auch bei Katzen vollzogen, die in Ägypten als heilig galten.

Sarg

Der Sarg ist eine Erfindung, die wir den alten Ägyptern verdanken. Zwar wurden vorher bereits vereinzelt alte Baumstämme ausgehöhlt und Tote darin platziert, aber die Ägypter perfektionierten diese Grabbeigabe. Särge wurden extra für den Toten angefertigt und reichhaltig verziert. Des Weiteren wurden sie mit Segenssprüchen innen und außen versehen. Diese Sargtexte waren Ritualtexte, die bei der Bestattung oder Mumifizierung rezitiert wurden.  

Jenseits

Wie der Großteil der Menschheit bis heute waren sich auch die Ägypter nicht darüber einig wie das Leben nach dem Tod aussehe. Dies unterschied sich je nach Status, Epoche und Ort. Ab dem mittleren Reich setzte sich aber eine allgemeine Vorstellung durch. Die der Unterwelt, die der Verstorbene überwinden muss um ins ewige Leben einzutreten. In der Unterwelt begegnen ihm allerlei Schlangen und Dämonen. Außerdem muss er die verschiedenen Götter gnädig stimmen. Der Höhepunkt, dieser jenseitigen Odyssee, war das Totengericht. Auf einer Waagschale wurde das Herz des Toten gegen eine Feder abgewogen. Nur wenn es rein von Sünde war, konnte der Verstorbene als Verklärter im Reich des Osiris leben. War dies nicht der Fall, wurde sein Herz von der „Großen Fresserin“ vernichtet und er war auf immer in der Unterwelt gefangen.   

Unserer interessanter Exkurs in die Geschichte der Bestattungen führt und nächsten Monat nach Griechenland. Dort befassen wir uns mit griechischen Bestattungsritualen in der Antike.