Digitale Unsterblichkeit – Digitalisierung im Bestattungswesen

 

Die Digitalisierung hat nahezu alle Bereiche unseres Lebens erfasst. Wir können unsere Heizung per App steuern, unser Auto per Knopfdruck selbst einparken lassen, es gibt Kühlschränke, die selbstständig Milch nachbestellen und online können wir nahezu alles einkaufen und erledigen. Es ist war also abzusehen, dass das Thema Tod und Bestattung bei diesem Wandel nicht außen vor gelassen wird. Die Bestattungsbranche befindet sich aktuell in einer Phase des Umbruchs von analogen zu digitalen Angeboten, was man bei diesen drei Angeboten feststellen kann.

 

 

1. Digitales Kondolenzbuch für alle Freunde des Verstorbenen

 

Die Trauerfeier ist für viele Hinterbliebene eine der schwersten Stunden beim Abschiednehmen. Hier möchten sie oft nicht von Kondolenzbekundungen gestört werden. Kondolenzbücher sind eine gute Alternative, hier können Freunde und Mitstreiter des Verstorbenen ihre Gedanken und Erinnerungen hinterlassen. Versterben Personen des öffentlichen Interesses, so werden auch öffentliche Kondolenzbücher ausgelegt. Diesem Gedanken folgend bietet zum Beispiel die Internetseite mymoria ein digitales Kondolenzbuch an. Es ermöglicht auch jenen Trauernden, die an der Bestattung selbst nicht teilnehmen können, ihre Anteilnahme zu bekunden. Hatte der Verstorbene einen großen Freundeskreis, war er Mitglied in verschiedenen Vereinen oder leben viele seiner Bekannten in weiter entfernten Regionen oder im Ausland – in einem digitalen Kondolenzbuch finden sie einen Raum für ihre Gedanken. 

 

2. Digitale Verewigung auf einem Online-Friedhof

 

Eine ganze Reihe von Unternehmen bietet mittlerweile Möglichkeiten der Verewigung auf einem Online-Friedhof an. Während bei Doolia, Gedenkseiten.de oder Straßederbesten.de digitale Traueranzeigen nach dem Baukastenprinzip erstellt werden können, wirbt Stayalive als das „Portal für digitale Unsterblichkeit“. Auch für Haustiere (bei z.B. MemoryGarden24) finden Erinnerung im Netz. Eine Verbindung zwischen digitaler und analoger Welt bilden QR-Codes, die auf immer mehr Grabsteinen eingraviert sind. Möchte man mehr über den Toten erfahren reicht es, den Code mit dem Smartphone einzuscannen und schon landet man auf einer eigens eingerichteten Erinnerungsseite.

 

3. Live-Streaming von Trauerfeiern und Bestattungen

 

Weil immer mehr Familien und Freunde weltweit verstreut leben, können nicht immer alle an einer Bestattung teilnehmen. Daher nutzen Hinterbliebene zunehmend das Internet für Live-Übertragungen von Trauerfeiern. So können auch Personen die im Ausland leben oder wegen Krankheit nicht reisen können von überall auf der Welt live Abschied nehmen. Möglichkeiten Live zu streamen gibt es zahlreiche. Man benötigt lediglich eine Kamera, eine Internetverbindung und eine Plattform über die man streamen kann. Die bekanntesten Streamingplattformen sind Periscope, Meerkat, Facebook Live Video und YouTube Live.

 

Fazit

 

Die heutige Bestattungs- und Trauerkultur ist vielschichtig und nicht immer konsequent nachzuvollziehen. Was früher eine Marmorstatue war, ist heute eben nicht nur eine Website. Dieser Vergleich greift zu kurz, denn während eine physische Grabstätte – ob als Sarg oder Urne, auf dem Friedhof, im Wald oder auf See – ein Ort ist, den man bewusst aufsuchen, aber auch verlassen oder meiden kann, ist das digitale Grab immer nur einen Klick entfernt. Diese Omnipräsenz erschwert die im Trauerprozess so wichtige Abkopplung vom Toten. Zudem fehlt bei den digitalisierten Prozesse das Einfühlungsvermögen und Verständnis für Menschen in Trauersituationen.