Geschichte der Bestattung Teil 6: Mittelalter

Aberglauben, Angst und Unwissenheit stehen symbolisch für das Mittelalter. Was jedoch kaum jemand bedenkt ist, dass die Kirche die Sorge für Sterbende und Tote zu einer Liebespflicht emporhob, die noch heute Bestand hat. Sich um Sterbende zu kümmern ist eine Aufgabe, die seit dem Mittelalter hohes Ansehen genießt. Auch Gradsteine, wie wir sie heute kennen, wurden im Mittelalter perfektioniert.

1.    Die Bestattung im Mittelalter

Die Bestattung lief im Mittelalter immer gleich ab. Der Tote wurde mit dem Gesicht zum Himmel und mit dem Körper nach Osten gen Jerusalem gewandt. Einfacher Personen wurden auf Brettern bestattet, höhergestellte in Särgen, die zum Teil auch aus Stein waren.
Aber auch sehr arme Menschen wurde durch Stiftungen eine Bestattung ermöglicht. Denn nur wer in geweihter Erde begraben wurde, konnte auch in den Himmel kommen.
Am Anfang beschränkte man sich auf einfache Holzkreuze, die dann zu Steinplatten wurden auf denen Geburtsdatum, Todesdatum, Bibelzitate oder Inschriften vermerkt wurden. 

2.    Umgang mit dem Tod im Mittelalter

Obwohl der Tod etwas Alltägliches im Mittelalter war, hatten die Menschen trotzdem Angst vor ihm. Auch die Angst vor Seuchen spielte eine Rolle beim Umgang mit dem Tod. Des Weiteren war die Bestattungstiefe im Mittelalter nicht so tief wie heute. Wenn es tagelang regnete konnte ein Körperteil zum Vorschein kommen. Man hörte die Toten kauen und schmatzen, weil man nichts von Faulgasen wusste. Und der Gestank in einer Kirche, in der Tote begraben wurden, musste bestialisch sein.
Damit niemand vergaß, dass sein Lieb vergänglich war, waren Totenaufbahrungen an der Tagesordnung. Diese wurden sogar bis zur völligen Zersetzung der Leiche praktiziert – eine schaurige Vorstellung.  

3.    Friedhofskultur im Mittelalter

Friedhöfe wie wir sie heute kennen stammen aus der Zeit nach dem Mittelalter. Friedhöfe wurden auf dem Bewusstsein der Menschen verlegt, an den Rand der Stadt oder des Dorfes. Im Mittelalter war es üblich seine Toten um die Kirche herum zu begraben. Höher angesehene Gemeindemitglieder wurden sogar in der Kirche bestattet. Dies war zwar offiziell verboten, aber die Kirche konnte mit einem Platz nah bei Gott (nah am Altar) eine Menge Geld scheffeln.

4.    Glaube im Mittelalter

Alle Totenriten und Beerdigungsarten haben mit dem christlichen Glauben zu tun. Sowohl die Krankensalbung als auch das Sterbesakrament wurden im Mittelalter endgültig entwickelt. Alles zielte auf das Leben nach dem Tod hin und eine Einkehr in den Himmel. Gebete für die Verstorbenen und Fürbitten sollten das garantieren. Auch der von Luther verteufelte Ablasshandel hatte nur den Zweck in den Himmel zu kommen. Allerdings müssen wir heute keine Hölle mehr fürchten, es sei denn wir haben eine Todsünde begangen und diese nicht bereut. Viele Theologen vertreten sogar die Auffassung die Hölle sein ganz leer.

Durch das Mittelalter entwickelten sich unseren heutigen Sterbe- und Beerdigungsriten. Dennoch war im Mittelalter der Tod etwas Alltägliches. Zwar können wir froh sein, dass wir älter als 35 werden und nicht jedes 2. Kind bei der Geburt stirbt, aber der Tod verdient einen Platz im Leben. Dies war im Mittelalter besonders zu spüren.